Hast Du schon einmal bemerkt, wie sich alles verändert, wenn Du tief und bewusst atmest? Nicht umsonst heißt es vor einer Prüfung oder in einer stressigen Situation oft: „Einmal durchatmen, bitte!“
Die Bauchatmung, auch Zwerchfellatmung genannt, ist ein kraftvolles Tool, das Deinen Körper stärkt – sie kann darüber hinaus auch Deinen Geist beruhigen und Dich zu Dir selbst führen.
Wie genau funktioniert die Bauchatmung?

Anstatt flach in der Brust zu atmen, nutzt Du bei der Bauchatmung aktiv Dein Zwerchfell, einen großen Muskel unterhalb Deiner Lungen. Beim Einatmen senkt sich das Zwerchfell, wodurch sich der Bauch nach außen wölbt. Das gibt der Bauchatmung ihren Namen.
Auf diese Weise erhalten Deine Lungen mehr Raum für frische, sauerstoffreiche Luft. Beim Ausatmen entspannt sich das Zwerchfell wieder und Dein Bauch zieht sich sanft ein.
Das Gegenpendant zur Bauchatmung ist die Brustatmung. In der Regel treten diese beiden Atemtechniken bei gesunden Menschen gleichermaßen auf – das erfolgt meist unbewusst. In Stresssituationen verstärkt sich zum Beispiel oft die Brustatmung. Doch „richtig“ atmen lässt sich lernen und kann also auch aktiv gesteuert werden.
Die Vorteile der Bauchatmung
Durch den Bauch zu atmen hat so einige Vorteile – neben einem geringeren Energieaufwand, wirkt sie sich außerdem auf die folgenden Weisen positiv aus:
Optimierte Sauerstoffaufnahme:
Wenn Du bewusst mit dem Bauch atmest, wird Dein Körper effektiver mit Sauerstoff versorgt. Das steigert Dein Energielevel und sorgt dafür, dass sich Deine Organe optimal bewegen und regenerieren können
Stressabbau und Entspannung:
Die tiefe, rhythmische Bauchatmung aktiviert das parasympathische Nervensystem, den natürlichen Entspannungsmodus Deines Körpers. Dadurch sinkt Dein Stresspegel und Du findest leichter zu innerer Ruhe und Entspannung.
Innere Balance und körperliche Gesundheit:
Durch regelmäßiges Üben verbesserst Du nicht nur Deine Atmung, sondern auch Deine Verdauungsprozesse und sogar Dein Immunsystem. Dein Körper und Geist geraten in einen Zustand der Harmonie, der Dir hilft, alltägliche Herausforderungen gelassener zu meistern.
Warum atmen wir oft flach?

Da die Atmung Teil des Nervensystems ist und automatisch stattfindet, denken wir oft wenig darüber nach, wie wir atmen. Hat sich einmal ein ungünstiges Muster eingeschlichen, bleibt es deshalb oft unbemerkt.
Im stressigen und schnelllebigen Alltag fällt es häufig schwer, auf die Atmung zu achten. Viele von uns haben sich daran gewöhnt, flach über die Brust zu atmen – ein Reflex, der in hektischen Momenten automatisch einsetzt und zu einem Modus wird, aus dem wir oft schlecht wieder herausfinden. Aber auch eine schlechte Körperhaltung, enge Kleidung oder chronische Mundatmung können die Atemtechnik beeinflussen.
Unsere Gewohnheiten und der ständige Leistungsdruck lassen uns oft vergessen, wie erfrischend und heilend eine tiefe Bauchatmung sein kann. Wenn Du Dir also bewusst Zeit nimmst, um zu dieser natürlichen Atemweise zurückzukehren, schaffst Du Raum für Achtsamkeit und innere Ruhe.
Den Bauch Bauch sein lassen
Viele Menschen, meist Frauen, neigen dazu, ständig den Bauch einzuziehen, oft ohne es bewusst zu merken. Für eine entspannte Bauchatmung ist das aber wenig hilfreich und steht ihr eher im Wege.
Das ständige Einziehen des Bauches bewirkt, dass sich die Bauchmuskulatur chronisch anspannt. Diese Spannung kann wiederum dazu führen, dass die natürliche Bewegung des Zwerchfells eingeschränkt wird. Kann der Atem nicht frei fließen, beeinträchtigt dies auch oft die Verdauung, was die Ansammlung von Gasen bewirkt – ein Zustand, der oft als Blähbauch wahrgenommen wird.
Das verstärkt dann oft die schon vorhandene Angst, einen „dicken Bauch“ zu haben, auch wenn es sich um eine funktionelle Reaktion handelt. Die Folge: der Bauch wird noch stärker eingezogen, das Problem bleibt bestehen oder verschlimmert sich.
Im Alltag kann das (ein Blähbauch oder auch allgemein das Einziehen des Bauches) ein belastender Zustand sein, der das Praktizieren von Bauchatmung einschränkt oder sogar verhindert. Um das zu überwinden, mache Dir zunächst bewusst, wenn Du mal wieder den Bauch einziehst. Das kannst Du tun, indem Du im Alltag, sei es während des Zähneputzens oder bei einem Telefonat, innehältst und nachfühlst, ob Du Deinen Bauch anspannst.
Wenn Du merkst, dass Du in der Brustatmung verharrst, dann lasse Deinen Bauch liebevoll los und lass ihn Bauch sein. Vielleicht streckt er sich keck ein wenig nach vorne und ist sichtbar, dann ist das okay. Je mehr Du locker lässt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich nach und nach wieder normalisiert oder das Gefühl von Anspannung weggeht.
Die spirituelle Dimension der Bauchatmung

Über den körperlichen Nutzen hinaus birgt die Bauchatmung eine tiefgreifende spirituelle Kraft.
Denn sie ermöglicht Dir die Verbindung mit Deiner inneren Wahrheit. In vielen meditativen und yogischen Traditionen wird der Atem als Lebensenergie (ähnlich wie Prana) verstanden. Wenn Du Deinen Atem bewusst in den Bauch lenkst, öffnest Du Dich für eine tiefere Achtsamkeit. Du kannst dich von äußeren Ablenkungen lösen und einen direkten Zugang zu deinem innersten Selbst finden.
Während Du bewusst atmest, entsteht außerdem oft ein Gefühl der Verbundenheit mit allem, was Dich umgibt. Dein Atem wird zu einem Bindeglied zwischen Dir und der universellen Energie. Dieses Empfinden, Teil eines größeren Ganzen zu sein, kann dabei helfen, Deine Rolle im Universum klarer zu sehen und Dein Sein anzunehmen.
Bewusste Bauchatmung üben
1. Setze Dich aufrecht hin und halte Deinen Rücken und Kopf so gerade wie möglich. Die Schultern kannst Du locker nach unten hängen lassen. Alternativ kannst Du Dich auch mit dem Rücken auf den Boden legen – Schau einfach, in welcher Position Du Dich am wohlsten fühlst.
2. Lege jetzt eine Hand auf Deinen Bauch, die andere Hand kannst Du auf Dein Brustbein legen. Atme dann ganz bewusst und langsam in den Bauch ein – Deine Bauchdecke sollte sich dabei anheben, während das Brustbein weitgehend unbewegt bleibt.
3. Achte darauf, während der Übung durch die Nase ein- und auszuatmen. Das steigert die Aktivität des Parasympaktikus – und senkt den Stresspegel in Deinem Körper.
4. Idealerweise wirst Du nun immer ruhiger und lockerer. Die Atmung ist sanft, Dein Bauch ist entspannt und die gesamte Bauchdecke hebt und senkt sich ohne Anstrengung.
Immer mit der Ruhe
Schau einfach, was passiert und wie sich das anfühlt. Du musst nichts forcieren und kannst ganz locker sein. Auch wenn Dir das Ganze erstmal komisch oder sogar verkrampft vorkommt, so ist das nicht schlimm. Dein Atem wird bald seinen Weg durch Deinen Körper finden.
Wende diese Atemübung 10 bis 20 Minuten lang an und Du wirst merken, dass Du Dich danach wohler und befreiter fühlst. Je regelmäßiger Du übst, desto leichter wird es Dir außerdem fallen, die Bauchatmung im Alltag zu integrieren und zu normalisieren.
Heilen durch Atmung
Die Bauchatmung ist weitaus mehr als nur eine Methode, um Deinen Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Sie ist ein kraftvolles Werkzeug, das dabei hilft, Stress abzubauen, Deine Gesundheit zu fördern und eine tiefere Verbindung zu Dir selbst und dem Kosmos zu spüren.
Durch regelmäßiges bewusstes Üben ist es möglich, die Bauchatmung in den Alltag zu integrieren und die eigene Atmung positiv zu gestalten. Gerade in der modernen Zeit, die uns durch Stress, Leistungsdruck und Entfremdung von uns selbst fordert, ist das richtige Atmen ein Weg, um geerdet und in der eigenen inneren Mitte zu bleiben.
Weiterführende Quellen:
https://www.netdoktor.de/anatomie/atmung/bauchatmung/
https://www.european-ayurveda.com/insights/bauchatmung
https://www.atemyogaawakening.com/single-post/was-ist-breathwork