„Alles zu seiner Zeit“: Über Lebensentwürfe und das richtige Timing

In einer Welt, in der uns die sozialen Medien scheinbar ununterbrochen die Erfolgsgeschichten und das „perfekte Leben“ anderer präsentieren, wird das Gefühl, zurückzubleiben, für viele zur Realität. Ein Leben voller Vergleiche und Erwartungen kann jedoch lähmen und uns daran hindern, unser eigenes Potenzial zu entdecken und zu entfalten.

Es ist an der Zeit, diese Perspektive zu hinterfragen und anzuerkennen: Es gibt nicht den einen „richtigen“ Lebensweg, sondern viele verschiedene – und alle sind gut.

Jeder Lebensweg ist einzigartig

Es gibt keine allgemeingültige Checkliste für ein gelungenes Leben. Manche Menschen heiraten früh, andere treffen ihre große Liebe hingegen erst später im Leben. Manche bauen mit 30 ein Haus, andere reisen mit 40 um die Welt und leben aus dem Rucksack.

Unsere Einzigartigkeit ist kein Makel, sondern unsere Stärke. Denn ein individueller Lebensentwurf bedeutet Freiheit – die Freiheit zu entdecken, was uns glücklich macht.

Auch einige Berühmtheiten sind ein tolles Beispiel dafür: J.K. Rowling veröffentlichte ihren ersten Harry-Potter-Roman im Alter von 32 Jahren, nachdem sie viele Rückschläge erlitten hatte. Vera Wang, die bekannte Modedesignerin, begann ihre Karriere in der Modewelt erst mit 40 Jahren. Diese Geschichten zeigen, dass es nie zu spät ist, etwas zu finden, das einen wirklich erfüllt.

Es ist leicht, sich von den scheinbaren Erfolgen anderer überwältigen zu lassen. Aber der Vergleich ist ein trügerischer Maßstab: Man sieht vielleicht die glänzende Oberfläche, aber nicht die Herausforderungen oder Unsicherheiten dahinter. Jedes Leben hat seine eigene Dynamik, seinen eigenen Rhythmus – und genau darin liegt seine Schönheit.

Vergleichen macht unglücklich

Es ist menschlich, sich mit dem eigenen Umfeld oder anderen (auch fremden) Menschen zu vergleichen. Doch oft inspiriert uns das nicht, sondern es schürt Selbstzweifel, durch die wir uns selbst und unsere Stärken in Frage stellen. Um destruktivem Vergleichen entgegenzuwirken, kann man folgendes tun:

  • Fokussiere Dich auf Deinen eigenen Weg: Schreibe auf, was Dir wichtig ist und erinnere Dich daran, dass Dein Weg einzigartig ist.
  • Übe Dankbarkeit: Konzentriere Dich auf das, was Du bereits erreicht hast, und nicht auf das, was Dir vermeintlich fehlt.
  • Soziale Medien kritisch hinterfragen: Beschränke Deine Zeit auf Plattformen, die Dir ein verzerrtes Bild von Erfolg vermitteln und wähle differenziert aus, wem Du folgst.

Feiere Deinen eigenen Fortschritt

Der Vergleich, der Dich am meisten bestärkt, ist der Vergleich mit Deinem früheren Ich. Mach Dir bewusst, welcher Mensch Du z.B. vor drei Jahren warst und wo Du heute stehst. Hast Du zum Beispiel gelernt, mehr für Dich einzustehen oder bestimmte Skills erworben? Dann kannst Du mächtig stolz auf Dich sein und diese Entwicklung als Bestätigung nehmen, dass Du auf dem richtigen Weg bist.

Auch wenn es normal ist, sich mit anderen zu vergleichen und wir Menschen am Ende des Tages eben doch Herdentiere sind, die nach Anerkennung und Zugehörigkeit streben – Mach Dich selbst nicht klein und führe Dir vor Augen, dass es nicht das eine „Richtig“ gibt.

Lass Dich inspirieren

Wenn wir uns vergleichen, ist oft auch Neid im Spiel, der gerne mal den Blick auf die Realität versperrt und uns im schlimmsten Fall zerfrisst. Doch aus anderer Perspektive betrachtet, kann Neid als sehr hilfreicher Indikator für die eigenen Wünsche und Werte dienen.

Denn richtig hinterfragt, liefert er wertvolle Antworten darauf, wer wir gerne wären oder was für ein Leben uns vorschwebt. Statt Dich also vom Leben der anderen runterziehen zu lassen, lass Dich von Ihnen inspirieren und freue Dich, wenn Du auf etwas stößt, das dich auf irgendeine Weise packt und vielleicht sogar ärgert.

Das klingt vielleicht erstmal doof oder nach einem komischen Tipp, aber es kann lebensverändern sein. Neid führt Dir Deine eigenen Baustellen vor Augen. Lass Dich also für eine kurze Zeit mal so richtig fuchsen und transformiere die aufkommende Wut, Dein Gefühl der Unzulänglichkeit oder Deine Ablehnung einer Person gegenüber in etwas Positives.

Auf diese Weise öffnest Du Herz und Augen für die zahlreichen Möglichkeiten, die sich Dir bieten, Dein eigenes Leben auf die Weise zu gestalten, die Dich glücklich und stolz macht.

Über die Zeit

Die Zeit fliegt, heißt es immer so schön, und das kann einem manchmal ganz schön beängstigend vorkommen. Bleibt noch genug Zeit, um die eigenen Ziele und Wünsche zu verwirklichen und was, wenn es irgendwann zu spät ist?

Zusätzlich zum Vergleich mit anderen drängt sich bei vielen Menschen also auch die Angst auf, nicht genug Zeit zu haben, das zu erreichen, was sie sich vorstellen.

Zeit = eine menschliche Konstruktion?

Die menschliche Erfindung von Kalendern, Uhren und Zeitplänen schafft Strukturen, die oft zum Maßstab für Erfolg werden. So gibt es zusätzlichen Druck, bestimmte Meilensteine wie Heirat, Kinder oder Karriere in einem „passenden Alter“ zu erreichen. Diese Zeitvorgaben sind jedoch kulturell geprägt und kein Naturgesetz, weshalb Du Dich von ihnen befreien darfst.

Natürlich gab es schon immer die Einteilung in Tag und Nacht und vage Zeitangaben wie z.B. „zum Sonnenaufgang“. Und auch sonst folgt die Natur bestimmten Zyklen, die eine bestimmte Einteilung in Phasen ermöglicht bzw. notwendig macht. Doch nicht in dem Ausmaß, wie wir es in unserer modernen Welt kennen. All das beeinflusst, wie wir über Zeit nachdenken und welche Bedeutung wir ihr beimessen.

Überspitzt gesagt, hören wir also oft mehr auf die äußere Uhr, auf den Takt der Gesellschaft, und nicht auf unsere innere, ganz persönliche, Lebensuhr.

Im Jetzt leben

In Zusammenhang mit dem Verständnis von Zeit auch interessant, sind die Konzepte von Vergangenheit und Zukunft. Der Autor Eckhart Tolle hat sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und kommt in seinem Buch „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ zum Schluss, dass die Vergangenheit und die Zukunft nur in unserem Kopf seien. Das Leben finde nur im gegenwärtigen Moment statt.

Man kann nun natürlich weitere tiefgehende philosophische Überlegungen anstellen, aber an dieser Stelle lässt sich vor allem festhalten: Sich über die Vergangenheit zu grämen und sich vor der Zukunft zu sorgen bringt nichts. Denn Vergangenes ist vorbei und die Zukunft noch nicht da; was bedeutet, dass sich beides unserem Handlungsspielraum entzieht.

Statt sich über ungenutzte Chancen zu ärgern und Fantasien eines besseren Ichs in der Zukunft das Gute im Hier und Jetzt überschatten zu lassen, kann es helfen, sich auf den Moment zu besinnen und ihn als das Beste, was ist, anzunehmen.

Vertraue dem Timing Deines Lebens

Das Verständnis, dass Meilensteine nicht „rechtzeitig“ sondern „zur richtigen Zeit“ für uns persönlich passieren, ermöglicht uns Freiheit und Selbstakzeptanz. Es geht letztlich darum, das Tempo zu finden, das sich richtig für das eigene Leben anfühlt.

Wenn Du das Gefühl hast, dass alle anderen Dir im Leben voraus sind, denke daran: Das Leben ist kein Wettrennen. Es geht nicht um Geschwindigkeit, sondern in erster Linie um die Tiefe und Echtheit Deiner Erfahrungen. Und sei außerdem geduldig mit Dir selbst – denn manchmal sind es die Umwege, die uns zu den schönsten Zielen führen.

Um mit einem alten Sprichwort abzuschließen: „Die Blume blüht nicht schneller, wenn Du an ihren Blättern ziehst.“ Lass Dir Zeit, finde Deinen eigenen Takt – und vertraue darauf, dass Du genau da bist, wo Du sein sollst.


Ein Kommentar

  1. Sehr schöner Beitrag! Die Baseline ist und bleibt, mehr mit sich selbst leben zu lernen, als außerhalb nach dem zu suchen, was man haben/machen sollte. Das Buch klingt zudem richtig gut – ich sollte es auf meine TBR-Liste setzen. 📖

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